Manche träumen vom großen Los, andere vom Auto oder Haus oder Urlaub. Manche aber auch von einem Einkommen. Unser Traum war es, mit dem Fahrrad nach Israel zu fahren, den wir uns jetzt ja auch erfüllen. Nun träumen wir weiter und zwar von schönen Radwegen. Heute sind wir allerdings mit einem Alptraum gestartet. Die Fahrt aus Belgrad raus war eine einzige Katastrophe. Es wird empfohlen, als Radfahrer auf den Fußwegen zu fahren. Doch mit unserem Gepäck und den vielen Fußgängern passte das nicht zusammen. Außerdem sind die Bordsteine extrem hoch, dass wir jedesmal absteigen, runter schieben und anschließend wieder hochhieven mussten. Dann kam die Donaubrücke. Die Straße glich einer Autobahn und es gab weder Rad- noch Fußweg.

Danach sahen wir wieder DAS Schild: Donauradweg Eurovelo 6. Juchhu!

Es ging von der „Autobahn“ runter und wurde sofort ruhiger. Der Radweg – na ja.

Auf einmal standen wir vor dem nichts. Keine Straße, kein Weg, kein Pfad, keine Spur. Ein Stück zurück das Eurovelo-Schild. Es zeigte in alle möglichen Richtungen. Wir standen davor und philosophierten, wie es wohl richtig sein könnte und probierten eine Wiese aus, die auf den Deich führte. Wieder ein Schild. Wir haben also richtig gedacht.

Es war super anstrengend, die Spur zu halten, aber es war der Donauradweg, weder Donau noch Weg, egal. Dann mussten wir wieder an die Straße und, oh Wunder, es gab daneben einen Radweg. Wir wurden von einem Schild ausgebremst und auf die andere Straßenseite geschickt.

Leider haben wir vor Schreck das Foto vergessen. Es zeigte einen Reifen und Nägel auf dem Weg.

Zuerst sah es da auch ganz ordentlich aus. Doch dann wurde es immer enger, mal ganz abgesehen von den Löchern und aufgeplatzten Kanten.

Wir entschieden uns für die Straße. Hier mussten wir nur den Löchern und Gullis ausweichen und dicht genug am Rand fahren, damit die Autos uns nicht erwischen. Ansonsten war es fast okay, außer dass der Teer im Schnitt alle drei Meter gerissen war. Wir kamen uns vor wie eine Lok auf alten Gleisen: klack-klack, klack-klack, klack-klack. Nach etwa dreißig Kilometern haben wir Belgrad mit seinen Vororten und dem Industriegebiet hinter uns gelassen.

Nun mussten wir nur noch 25 Kilometer geradeaus dem Ziel entgegen fahren.

Wir sind in einem verschlafenen Nest namens Scorenovac gelandet. Es gab hier ein „Restoran“ mit Gästezimmern. Die Wirtin verstand weder englisch noch deutsch. Da kam der Sohn zur Hilfe. Er erzählte uns, dass wir im südlichsten Ort Ungarns sind – in Serbien! Der Ort hat mal vom Tourismus gelebt, jetzt ist hier kaum noch jemand. Die Einwohnerzahl ist von 5000 auf 800 geschrumpft. Die Leute gehen zum Arbeiten ins Ausland und kommen erst zur Rente zurūck.

Das Restaurant ist inzwischen geschlossen. Der Traum von einem gut gehenden Restaurant ist ausgeträumt. Um so mehr freute sich die Wirtin, dass wir sowohl Abendessen als auch frūhstūcken wollten. Aber zuerst machten wir noch eine Runde durch den Ort und ūber den Friedhof. Der war riesig und gepflegt.

Als wir von unserem Rundgang zurückkamen, war das Essen schon fertig. Wir bekamen eine Schüssel mit leckerer Suppe und frisches Brot dazu.

Wir waren uns nicht sicher, ob das alles war, aber es lagen noch Messer und Gabel da. Tatsächlich kriegten wir noch Fleisch, Gemüse, Püree und Salat. Zum Nachtisch gab es auch noch Gebäck. So viel und so gut haben wir lange nicht gegessen. Es war ein Traum.

Der Abend war schōn. Wir setzten uns nach draussen vor das Haus. Auf einmal hörten wir ein Auto, das mit einer Sprühvorrichtung an uns vorbeifuhr und Gift gegen Mücken verteilte. Es kam gleich zweimal vorbei. Ein Albtraum!

Es ist so still hier, dass wir hoffentlich auch ohne Eis gut schlafen und träumen werden.

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