So steht es meistens am Ende des Programms eines Reiseanbieters. Im Laufe unserer Reise ist es uns auch öfter passiert, dass alles anders kam, als wir uns das vorgestellt hatten. Heute war wieder mal so ein Tag. Der Plan war, die Kirche Dominus Flevit anzugucken. Da sie aber eine Mittagspause bis halbdrei hatten und wir morgens Wäsche gewaschen und eingekauft haben, war klar: das machen wir nachmittags. Davor ist genug Zeit, um ein Stück auf der Stadtmauer zu gehen. Aber! Heute ist Freitag und genau der Teil der Mauer geht nicht am Freitag. Den anderen wollten wir nicht. Erst standen wir ein bisschen ratlos in der Sonne, dann gingen wir zum Gartengrab.

Es ist ein schattiger Garten mit schönen Plätzen zum Sitzen und vielen Nischen für Gruppen, um dort einen Gottesdienst zu feiern.

Das Gartengrab ist das Gegenstück zur Grabeskirche in der Altstadt. Es liegt außerhalb. Ein großer Felsen am Ende des Gartens ähnelt einem Schädel – vor hundert Jahren noch mehr als jetzt.

Jesus wurde an einem Ort gekreuzigt, der Schädelstätte hieß. Nachdem er starb, wurde er in ein Grab gelegt, dass noch nicht benutzt und in einem Garten war.

Diese Grabhöhle ist nicht weit, aber ein Stück von dem Felsen entfernt. Das Besondere am Gartengrab ist, es wird hier nicht der Anspruch erhoben, dass Jesus genau hier gekreuzigt und begraben wurde. Sie schreiben in ihrem Flyer: „Auf den Garten treffen viele der uns in den Evangelien beschriebenen Einzelheiten zu. In jedem Fall ist der Garten eine gute visuelle Hilfe, um die wunderbaren Ereignisse im Zusammenhang mit der Auferstehung des Messias zu veranschaulichen. Obwohl wir nicht genau wissen, dass diese Ereignisse hier stattgefunden haben, glauben wir an den, „der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn.“ (Römer 1:4)“

Bevor wir nun Richtung Dominus Flevit gingen, haben wir uns etwas zu essen gesucht. Lecker!

Wir mussten danach genau gegenüber von der Altstadt und sind ein Stück mit dem Bus gefahren, aber – halt, stopp, wo fährt der denn hin? Entweder haben wir eine Haltestelle verpasst oder er ist einfach zu weit gefahren. Änderungen vorbehalten. Wir mussten jedenfalls ein ganzes Stück zurück laufen, als neben der Straße eine lange Treppe ins Tal führte.

Das sah interessant aus. Da mussten wir einfach runter ins Kidrontal, das zwischen der Altstadt und dem Ölberg liegt. Auf diese Weise sind wir an einer Grabstätte aus dem ersten Jahrhundert vorbei gekommen, das Abshalom, einem Sohn Davids zugeordnet wurde, aber nicht sein kann, weil David 700 Jahre früher lebte. Also einfach ein sehr altes erhaltenes Grab.

Nun waren wir wirklich ganz unten im Tal und mussten wieder rauf. Erst ein Stück Straße, dann viele Stufen und dann nochmal Straße, sehr steil.

Endlich waren wir angekommen bei unserem eigentlichen Ziel für heute. Dominus Flevit – der Herr weint.

Auf seinem Weg nach Jerusalem am Palmsonntag soll Jesus hier auf die Stadt geblickt und über sie geweint haben, weil sie ihn nicht als den versprochenen Messias erkannt hat.

Die Kirche ist so ausgerichtet, dass das Fenster im Altarraum zur Stadt zeigt und ein beliebtes Fotomotiv ist.

Auch hier gibt es alte Mosaike von Kirchen, die hier vorher standen.

Wir haben uns hier viel Zeit gelassen und den Garten und den Ausblick genossen. Dann kam wieder der Abstieg. Wir wollten durch die Altstadt an der Klagemauer vorbei und dann zur Wohnung. Änderung vorbehalten. In Höhe vom Garten Gethsemane waren zwei Grotten noch geöffnet, für die wir das letzte Mal wegen Mittagspause zu spät waren.

Eine Grotte, in der Jesus einige Begegnungen gehabt haben soll: Nikodemus, der Judaskuss, mit seinen Jüngern nach dem letzten Abendmahl. Wer weiß, auf jeden Fall hatte sie eine schöne Deckenbemalung.

Ein Stück weiter war die nächste Grotte.

Hier ging es auf vielen Stufen richtig tief in den Berg hinunter. Es war eine griechisch orthodoxe Kirche mit Marias Grab. Viele Kerzen, viele Lampen, viele Ikonen.

So, jetzt aber zur Klagemauer. Doch dann war da noch eine griechisch orthodoxe Kirche, vor der ein alter Mann saß, den wir gern fotografiert hätten, aber das wollte er nicht. Er bat uns in die Kirche.

Nun aber zur Klagemauer. Wir kamen an einem Bücherregal vorbei, dort wurde der Koran in verschiedenen Sprachen verschenkt. Während wir innehielten, wurden wir natürlich angesprochen, ob wir uns die Moschee angucken wollten? Wir hatten heute schon so viel christliches gesehen. Warum nicht auch noch eine Moschee? Also Schuhe aus, Kopftuch um und rein. Wir durften uns auf das rote Sofa setzen und dann bekamen wir den Islam erklärt, von der Entstehung über „Bekehrung“ bis zur Ausübung des Glaubens.

Am Schluss, den wir setzten, fragte er uns, ob wir das Bekenntnis in arabischer Sprache nachsprechen und Moslime werden wollten. Es war Zeit zu gehen. In den Basaren war es ruhig geworden. Dafür war an der Klagemauer inzwischen reges Gebet.

Es ist Shabbat.

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