Wir haben den Blog von gestern umbenennen müssen. Eigentlich wollten wir ihn heute „Yom Kippur“ nennen, doch genau anders herum passt es richtig.

Die Nacht war so still, als wären wir in der Wüste und nicht mitten in einer Millionenstadt gewesen. Genauso ruhig sind wir auch den Tag angegangen. Wir haben lange gefrühstückt und über die Stille gestaunt. Selbst bei einem Spaziergang über Mittag konnten wir es nicht wirklich fassen.

Tankstellen waren abgesperrt

Es waren nur Leute auf Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs. Ein bisschen hat es uns an Covid erinnert. Auch konnten wir immer sehr früh erkennen, wenn eine Synagoge in der Nähe war. Viele Gläubige mit ihren Gebetbüchern waren ein guter Hinweis dafür.

Aber eigentlich haben wir überall Menschen beten gesehen. Wir sind vor allem in den Parks spazieren gegangen.

Auf Grund eines besonderen Termins am Abend haben wir am Nachmittag noch mal ein zwei Stunden geschlafen und sind dann zum Ausgang des „Yom Kippur Tages“ zur Klagemauer gegangen wie offensichtlich viele andere auch.

Als die Lampen angingen, wurde es richtig laut. Sie haben getanzt und gefeiert. Manch einer guckte öfter auf die Uhr, ob der Tag denn wohl bald zu Ende ist.

Wir haben uns dann Richtung Damaskustor auf den Weg gemacht, um noch etwas zu essen, denn um zwanzig nach acht war unser Termin in der Grabeskirche. Der eine oder die andere mag sich wundern, dass wir uns hier verabredet haben. Sowohl durch einem Reiseführer als auch durch einen Artikel in einer Zeitschrift wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es möglich ist, eine Nacht in dieser Kirche zu verbringen. Wir wurden neugierig. Allein das Schließen am Abend ist schon eine Zeremonie. Eine arabische Familie ist schon seit Generationen dafür verantwortlich, weil sich die verschiedenen Orden nicht einigen können.

Auf dem Vorplatz beobachten viele Leute den Vorgang.

Pünktlich um halbneun, wenn draußen die Glocken läuten, verabschiedet sich der Schließer, der zuvor in der Kirche mit den Mönchen zusammen gesessen und gescherzt hat. Von innen schiebt einer der Mönche die große schwere Tür zu, öffnet eine Luke und nimmt die Leiter entgegen, nachdem der Mann die Tür von außen verriegelt hat.

Wir sind jetzt fast drei Wochen in Jerusalem, haben unterschiedlichste Gottesdienste erlebt und sehen ständig Gläubige verschiedener Religionen und Konfessionen. Der Satz eines unserer Gemeindeleiter: „Ich glaube dir deinen Glauben!“ bekommt hier nochmal ein ganz anderes Gewicht. Für uns ist es spannend, sich darauf einzulassen. Die Nacht in der Grabeskirche ist ein Teil davon.

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