Nachdem die Tür zu war, bekamen wir eine Einweisung, danach wurden wir uns selbst überlassen. Wir waren eine internationale Gruppe von etwa 15 Leuten. Gleich in der Eingangshalle befindet sich der Salbungsstein, auf dem Jesus angeblich nach seinem Sterben gesalbt wurde. Hier ist eher der Name Programm, denn der Stein ist erst seit dem 19. Jahrhundert dort. Trotzdem soll von ihm große Kraft ausgehen. Auch in „unserer“ Nacht breitete ein Gast seine Heiligtümer auf ihm aus, damit sie an der Salbung teilhaben.
Währenddessen hatten die Nonnen und Mönche einiges zu tun. Die Kirche musste gereinigt werden.
Bis Mitternacht durften wir in die Grabkammer, das Allerheiligste.
Außer für uns beide war das für alle anderen das Allerwichtigste in dieser Nacht. Wir waren mehr die stillen Beobachter.
Natürlich haben wir uns auch das Innere angesehen und einmal mehr wurde uns bewusst, dass der Herr nicht in einem Grab liegt, das angebetet werden muss, sondern auferstanden ist, in uns lebt und immer und überall mit uns ist.
Schwester Minas aus Rumänien war sehr darauf bedacht, dass alle genügend Zeit am Grab verbringen konnten. Sie war uns allen sehr liebevoll zugewandt und offen für alle Fragen.
Es gab viel zu gucken und weil wir uns ab und zu bewegen mussten (die Kirchenbänke sind nun mal nicht die bequemsten), konnten wir uns mal das Gebäude genauer ansehen.
Leider war etwa die Hälfte wegen Renovierungsarbeiten abgesperrt, aber selbst das, was wir sehen konnten, war teilweise so zugebaut und verschachtelt, dass eine Kirche nicht zu erkennen war. Vielmehr besteht die Grabeskirche aus mehreren Kirchen und keine von ihnen lädt zum Gottesdienst ein. Wir hätten gerne mal etwas gesungen, aber das durften wir nicht. Die Zeit verging relativ schnell und plötzlich war es Mitternacht. Die Glocken läuteten, die letzten Betenden wurden aus der Grabkammer und auch aus dem Bereich davor verscheucht. Dann wurden Teppiche ausgerollt und einiges in die Grabkammer getragen. Es war ein geschäftiges Treiben, als ein Mönch mit Weihrauch von Station zu Station durch die Kirche lief und den Rauch verteilte.
Kurz darauf kam der nächste und dann noch ein Dritter. Alle verteilten den Weihrauch. Im Hintergrund ertönte der Sprechgesang der orthodoxen Griechen. Er war leider nicht sehr melodisch, dafür hat er fast zwei Stunden gedauert. Daran schloss sich die Zeremonie der armenischen Mönche und Nonnen an. Das war melodisch genauso wenig schön, dafür konnten wir sie sehen.
Um drei war auch dieses Gebet zu Ende, Schwester Minas lud wieder ein, ans Grab zu gehen und wir warteten auf den Gesang des nächsten Ordens, aber der kam nicht. Es war zwar nicht still, denn irgendjemand hatte immer was zu tun und tatsächlich: das Grab und der Bereich davor musste wieder frei sein. Wieder wurden Utensilien hinein gebracht und Teppiche ausgerollt. Wir warteten gespannt und hofften auf die Franziskaner, deren Gesang so schön sein soll, doch sie sangen heute nicht. Es war auch wieder mehr Singsang, diesmal von den Kopten.
Der Uhrzeiger rückte langsam auf fünf. Die Nacht in der Grabeskirche ging für uns zu Ende. Während die Kopten weiter sangen, wurde die Tür aufgemacht, ein kurzes Innehalten und den Morgen begrüßen, dann sind wir gegangen. Draußen standen schon die ersten Besucher und Besucherinnen.
Nach fast drei Wochen Jerusalem war diese Nacht ein guter Abschluss. Viele Rituale, Zeremonien und Glaubensutensilien verstehen wir nicht und die Liturgien sind uns fremd. Aber wir glauben, dass Gott ein weites Herz hat und die Herzen der Gläubigen sieht.
Noch bevor es hell und laut wurde, lagen wir in unseren Betten und haben ein paar Stunden geschlafen. Inzwischen sind wir wahre Kirchgänger geworden und zwei standen ja auch noch aus. So haben wir am Nachmittag zunächst die Markus-Kirche besucht. Sie ist syrisch orthodox und angeblich auch der Ort des letzten Abendmahls.
Die Kirche wurde zwar restauriert, aber war für uns offen.
Über dem Taufbecken hängt eine Marien-Ikone, die laut Kirchenüberlieferung vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein soll.
Danach ging es für uns weiter in die anglikanische Christuskirche. Sie ist die älteste protestantische Kirche im mittleren Osten und will eine Kirche für alle sein. Deswegen sind dort keine christlichen Symbole zu sehen.
Am Abend waren wir wieder in der Erlöserkirche. Kerstin hat im Chor mitgesungen und ich habe den Blog geschrieben. Wir wollten mal früh ins Bett.
So ein bisschen klingt es nach Abschied von Jerusalem…drei Wochen am Stück dort sein…da ist man regelrecht eingetaucht…und ihr habt eine Nacht in der Grabeskirche verbracht…ich wusste davon…allerdings war in meinem Kopf ganz genauso der Gedanke und das Empfinden dort singen zu dürfen…nun, das durften nur die „ Auserkorenen“…auch wieder ein Erlebnis,das fest in euch bleibt mit all den Bildern und Gerüchen(Weihrauch…pur)
Mit dem Singen das hat ja dann auch noch geklappt in der Erlöserkirche…jedenfalls für Kerstin,während DU Moni uns mit Infos und Fotos wieder bestens mit hineingenommen hast…wir sind gespannt, wie es weitergeht, herzliche Grüße