Trotz Shabbat war die Nacht um halbsieben vorbei. Ein merkwürdiges Geheule weckte uns. Im Hintergrund hörten wir ein dumpfes Donnern. Das Geheul wiederholte sich noch zweimal, dann gab es einen Knall. Im Haus waren natürlich alle wach. Alle, das waren das Paar, denen das Haus gehört, ein älteres Ehepaar mit ihrem Sohn aus den Niederlanden (auch gläubig wie wir), zwei alleinreisende Frauen und wir. Wir trafen uns unten in der Eingangshalle. Verunsichert wie wir alle waren, dachten wir an einen Schutzraum. Zunächst hieß es, es gäbe keinen. Die Sirenen heulten immerzu. Vielleicht hatten sie uns erst nicht verstanden, denn dann zeigten sie uns den Bunker.

Die Niederländer und wir im Schutzraum

Gegen halbacht wurde es ruhig. Die „Erfahrenen“ dachten es wäre vorbei, aber dann gingen die Sirenen wieder los. So pendelten wir zwischen Bunker und Halle immer hin und her. Ab halbelf blieb es ruhig und wir konnten etwas frühstücken. Leider mussten wir unser Frühstück mit in den Bunker nehmen, weil sich die Sirenen wieder meldeten. Wir bekamen ab und zu ein paar Meldungen über das Internet. Das klang alles nicht so gut. Außerdem war in unserem Viertel die Stromleitung beschädigt, so dass wir keinen Strom hatten.

Zwei Leitungen waren total ab und eine war angerissen. Doch unsere Hausbesitzer haben einen Gasherd und versorgten uns mit Kaffee. Immer wenn es draußen ruhig war, überlegten wir (nicht wirklich), ob wir nun endlich zum Nationalpark und zum Strand gehen können. Aber wir haben das Grundstück nicht verlassen.

Ab Mittag war es dann wirklich ruhig. Israel ist mit diesem Angriff richtig überrascht worden. Normalerweise weiß die Armee vorher irgendwie Bescheid und ist entsprechend vorbereitet. Das heute kam plötzlich. Zur Beruhigung ist zu sagen, dass Israel das beste Raketenabwehrsystem der Welt hat, doch manche haben es trotzdem durch geschafft. Am späten Nachmittag meldete sich der Hunger. Wir hatten gestern etwas zum Kochen eingekauft, aber wurden dann ja gut versorgt. So hatten wir heute genug für uns fünf. Wir haben gemeinsam gekocht und gegessen und fühlen uns langsam wie eine Familie. Die beiden Frauen waren weggegangen.

Wir haben hier einen schönen Balkon und ein Blick über die Häuser lässt sich nichts vom Tagesgeschehen anmerken.

Wir sind mit unseren Smartphones sehr sparsam umgegangen, weil niemand wusste, wann die Leitungen repariert werden und wir sie wieder laden können. Doch gegen sieben, es war schon dunkel, kamen Leute vom Elektrizitätswerk und brachten Licht ins Dunkel.

Wir sind sehr froh, dass wir hier nicht alleine sind und die Zeit mit anderen gemeinsam verbringen. Das tut gut. Wir denken an das Beit Al Liqa in Bethlehem. Sie haben unter der Situation nun noch mehr Druck. Dadurch, dass wir nun so dicht dran sind, leiden wir mit den Menschen hier auf beiden Seiten mit. Denn bis auf die Aggressoren wünschen sich alle Frieden.

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