In der Nacht wurden wir noch zweimal von den Sirenen aus dem Schlaf gerissen. Dann haben wir auch verstanden, warum uns der Schutzraum zunächst nicht gezeigt wurde. Die Vermieter nutzten ihn als ihr Schlafzimmer. Nun, so bekamen sie diese Nacht zweimal Besuch von uns. Es fühlte sich so an, als hätten sie uns nicht bemerkt. In der Nacht wurde das Krankenhaus von Ashkelon getroffen. Ab halbvier war es dann ruhiger und wir sind tatsächlich auch noch eingeschlafen. Wir hatten Ashkelon für vier Nächte gebucht, also sind wir heute weiter nach Tel Aviv gezogen. Einerseits fiel es uns schwer, unsere familiäre Gemeinschaft zu verlassen, andererseits waren wir froh, im wahrsten Sinne des Wortes aus der Schusslinie zu kommen. Der Vater hat noch für uns gebetet, dann wurden wir von unserem Vermieter mit dem Auto zum Bahnhof gefahren. Das war eine große Erleichterung. Das Militär ist überall präsent. Am Bahnhof wurden wir zwar sehr ruhig und freundlich befragt, aber die Kontrolle war jetzt viel intensiver, als wir das sonst die letzten zwei Monate erlebt hatten. Auf dem Weg zum Zug wurden wir noch von einer Soldatin angesprochen, die uns auf den Bunker hinwies. Der Zug fuhr mit viel Verspätung ab und in einem Bahnhof hielt er extrem lange, aber wir sind heile in Tel Aviv angekommen.

Zu unserem Appartement konnten wir zu Fuß gehen. Es sind nicht viele Gäste im Haus und wir haben uns natürlich als erstes nach dem Schutzraum erkundigt und ihn uns auch schon mal angeguckt.

Irgendwie hatten wir das Bedürfnis zu laufen und weil wir auch etwas einkaufen mussten,haben uns auf den Weg erstmal Richtung Strand gemacht. Da wir immer nach sehr günstigen Quartieren gucken, ist die Gegend drumherum meistens entsprechend heruntergekommen. Hier leider auch. Doch je mehr wir uns dem Strand näherten, desto hübscher, ruhiger, entspannter wurde die Stadt.

Am Strand war überraschenderweise nichts los. Ein paar Touristen lagen in der Sonne, aber das Meer war abgesperrt.

Wir kamen mit einer Frau ins Gespräch und unsere Hoffnung, dass die Ruhe am Feiertag (Simchat Tora = das Freudenfest der Tora) liegen würde. Leider nicht. Die Geschäfte öffnen auf Grund des Krieges nicht. Einige Lebensmittel-Läden hatten zum Glück geöffnet, damit wir uns für die nächsten Tage versorgen konnten.

Tel Aviv – die Stadt, in der normalerweise immer Party ist und das Leben nur so sprüht, war still geworden. Es war eine andere Stadt geworden. Und wir haben sie auch anders gesehen.

Ich hatte Spaß am Fotografieren und nach Motiven zu suchen.

Wir haben für Mittwoch einen Flug nach Deutschland gebucht und hoffen und beten, dass der Flieger geht. Wir haben uns auch beim Auswärtigen Amt registriert. Bis jetzt haben wir auf unserer Reise immer wieder einen Ausweg und Hilfe aus prekären Situationen erlebt. Wir vertrauen darauf und glauben, dass wir auch jetzt unter Gottes Schutz sind.

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