Seitdem wir in Tel Aviv angekommen waren, begann für uns der Countdown, noch siebzig Stunden. Gegen die Ewigkeit ist das nichts, aber in dieser Situation eine Ewigkeit. Obwohl diese Nacht auch ruhig war, haben wir eher unruhig geschlafen. Nach den vielen Informationen gestern haben wir uns gefragt, ob wir uns vielleicht besser um einen früheren Flug bemühen sollten. Immer mehr Flüge wurden gecancelt, wer weiß, ab wann gar nichts mehr fliegt. Doch zunächst sah es so aus, dass alles Richtung Deutschland ausgebucht war, egal welche Stadt. Wir hatten es schon fast aufgegeben, als uns plötzlich doch eine mysteriöse, verrückte Verbindung angezeigt wurde. Wir gingen durch ein Schaukelbad der Gefühle und haben den Flug für heute 15 Uhr gebucht. Kaum war alles unter Dach und Fach, bekamen wir eine E-Mail, dass unser Flug morgen gecancelt ist. Nun begann das Bangen, ob unser neuer Flug bleibt. Ständig kontrollierten wir die Abflugtafel. Einen Plan B haben wir erstmal nicht. Um neun machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof.

Es war nur eine Station bis zum Flughafen. Doch als wir bei der nächsten Station ankamen, war das nicht Ben Gurion sondern Lod. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte und wofür das jetzt gut war, aber wir sind in den falschen Zug gestiegen.

Auf jeden Fall mussten wir lachen und das tat bei all der Anspannung gut. Mit dem nächsten Zug sind wir zurück gefahren, um dann mit dem richtigen am Flughafen zu landen. Dort war alles normal geschäftig. Um kurz nach zwölf waren wir durch alle Sicherheits-Checks durch und konnten nur staunen, wie problemlos das ging.

Außer die auffälligen Hinweise zum Bunker war hier ganz normales Flughafen-Treiben.

Endlich konnten wir entspannen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken.

Wir sind so froh und dankbar, dass wir bis jetzt bewahrt geblieben und geführt worden sind. Es war von vornherein unser Plan, im Oktober für zehn Tage nach Deutschland zu fliegen, um die Hochzeit von Kerstins Tochter zu feiern. Schon sehr früh hatten wir die Tickets gebucht, weil wir dachten, je früher desto günstiger. Nicht lange danach hörten wir von einer großen Party in Hannover, zu der wir sicherlich gerne gegangen wären, wenn wir hätten umbuchen können. Aber das ging nicht. Die Party war letztes Wochenende, als hier der Krieg ausbrach. Wären wir da gewesen, hätten wir gesagt, dass Gott das gut und sicher für uns eingefädelt hat. Nun ist es aber anders gekommen und trotzdem glauben wir, dass diese Erfahrungen zu unserer Israel-Reise dazu gehören. Wir fühlten uns die ganze Zeit sicher in Gottes Hand und getragen durch die vielen Gebete, Grüße, Wünsche und Kommentare.

Jetzt sitzen wir im Flugzeug, nachdem wir noch ein letztes Eis in Israel hatten, und haben eine sehr lange Reise bis nach Deutschland vor uns, aber das Erlebte zu verarbeiten wird noch viel viel länger dauern.

Ob wir unsere Reise in Israel irgendwann fortsetzen, wird sich zeigen. Einige Wünsche sind leider offen geblieben. Aber unsere Fahrräder holen wir natürlich aus Athen ab und dann schreiben wir auf jeden Fall unseren Blog weiter, denn dann sind wir ja wieder biking.

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