Ich war heute schon wieder schlecht gelaunt wegen der Arbeit. Es wird Zeit, dass wir was ändern, aber wir haben mit dem Chef abgemacht, dass wir mindestens eine Woche vorher Bescheid sagen, bevor wir gehen. Unsere nächsten freien Tage sind Dienstag und Mittwoch, danach kündigen wir es an, haben wir uns überlegt. Jedenfalls war ich heute wenig motiviert und habe gleich erstmal klar gemacht, dass ich maximal bis zwei arbeite. Das hat tatsächlich auch geklappt. Halbzwei war für uns Feierabend. Das war auch gut so, weil wir einen Ausflug geplant hätten, der nur Samstag oder Sonntag wegen der Öffnungszeiten möglich war. Das nächste Hindernis waren die Busabfahrtszeiten. Der nächste Bus wäre erst um fünf da gewesen, dann hätte schon alles zugehabt. Vorher mussten wir aber auch noch Geld tauschen, um unsere Schulden zu bezahlen und etwas flüssig zu sein. Nicht überall geht es mit der Kreditkarte. Alle Geldwechsler machten aber Mittagspause bis um vier. Doch bei der Post ging es auch. Dort wurden wir jedoch nur bedient, nachdem wir eine Nummer gezogen hatten. Dafür verlangte der Automat eine Telefonnummer, die er allerdings nicht mit meinen Fingern annahm. Eine junge Israelin tippte sie für mich ein, dann hat es geklappt. Wir haben uns mit dem Taxifahrer von gestern verabredet. Er kam direkt nach dem Geldwechsel vorgefahren und brachte uns für einen sehr guten Preis nach Kapernaum.

Hier stand vermutlich das Haus von Petrus, in dem Jesus dessen Schwiegermutter geheilt hatte. Schon im vierten Jahrhundert ist eine Kirche darauf gebaut worden.

Zum Schutz wurde darüber wieder eine Kirche gebaut, in die wir aber leider nicht rein konnten. Es fand gerade ein Gottesdienst statt. Eine Synagoge ebenfalls aus dem vierten Jahrhundert und viele interessante Funde konnten wir uns aber angucken.

Mehrere gut erhaltene Abschlusssteine und Kapitelle wurden hier ausgegraben.

Es war schon schön, all das zu sehen und sich auszumalen, wie es den Archäologen geht, wenn sie so etwas entdecken.

Unser nächstes Ziel war eine griechisch orthodoxe Kirche, wegen der wir heute unterwegs waren. Sie ist nur hundert Meter entfernt und wäre locker über einen Pfad am See entlang erreichbar, aber diesen Pfad gab es nicht. Offensichtlich sind die beiden Institutionen nicht so gut miteinander befreundet.

Also sind wir die 1,9 km außen herum gelaufen und es gab tatsächlich mal einen richtigen Fußweg. Die ganze Anlage war sehr schön angelegt, aber es war niemand zu sehen, so dass wir schon fürchteten, das es geschlossen sein könnte.

Aber es gab eine offene Tür und wir wurden sehr an unsere Zeit auf dem Fahrrad erinnert.

Wir hatten so viele orthodoxe Kirchen gesehen. So haben wir nur zwei Fotos gemacht. Faszinierend das Bett, das die Freunde des Kranken abseilen. In unserer Vorstellung war es eine Matte.

Wir fanden jedenfalls den Garten viel schöner mit den Kakteen und den Bäumen.

Die Besuchszeit war vorbei und wir mussten sehen, wie wir von da wieder weg kommen. Tatsächlich fuhr ein Bus in einer halben Stunde. An der Haltestelle hielt Kerstin spaßeshalber den Daumen raus und ein übrig gebliebener Hippie nahm uns mit. Allerdings bekam er unterwegs einen Anruf, dass er etwas vergessen hatte und wieder zurück musste. Aber er ließ uns an einer Bushaltestelle raus. Kein Problem. Es waren nur noch acht Kilometer. Kerstin versuchte es nochmal und wieder hielt ein Auto an, diesmal ein orthodoxer Jude. Er klärte schnell ab, ob wir verheiratet wären und wo unsere Männer sind. Er selbst lebte in Scheidung. Als er uns am Hostel rausließ und mit Ausstieg, wurde es etwas seltsam. Er wollte mich privat etwas fragen und schickte Kerstin weg. Dann machte er mir einen Heiratsantrag – es war die Chance, um in Israel für immer zu bleiben, aber: nee. Der Junge war vielleicht vierzig und hatte sieben Kinder zwischen sieben und achtzehn. Ich könnte es als Kompliment auffassen, aber uns fielen eher andere Erklärungen ein. Wir verkrümelten uns fassungslos in unser Treppenhaus und konnten uns vor Lachen kaum halten. Leider haben wir es mal wieder verpasst, Fotos zu machen.

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