Wir hatten uns noch nicht überlegt, wie es weiter geht, darum sind wir noch eine Nacht in Rosenfeld geblieben und als wir heute Morgen aufwachten, lag noch mehr Schnee, bestimmt 10 cm.

Ein toller Blick in den Garten, nur schade, dass die Sonne sich hinter den Wolken versteckte. Was wären das sonst für schöne Bilder geworden.

Es war klar, dass wir das schöne Quartier und die märchenhafte Landschaft heute wieder verlassen mussten. Wir hatten das Auto nur für zwei Tage gemietet. Als wir nach dem Frühstück raus kamen, war der Weg schon geschippt und unser Auto wurde gerade abgefegt. Was für ein Service!

Die Fahrt bis zur Autobahn war traumhaft. Zum Glück sind sonntags nicht so viele Autos unterwegs, so dass wir langsam fahren und auch ab und zu mal anhalten konnten.

Um zehn waren wir wieder in Heidelberg und obwohl wir es nicht ganz pünktlich geschafft haben, sind wir noch schnell zum Gottesdienst zu den Baptisten gelaufen. Wir waren nicht die letzten zu-spät-Kommer. Heute zum Ewigkeitssonntag ging es in der Predigt einerseits um Trauer und Verlust, andererseits aber um Hoffnung. Wir hörten ein Stück aus einem Lied von Leonard Cohen, der übrigens Jude war. Beeindruckend war für uns vor allem der Refrain: „Alles hat einen Riss, so kommt das Licht hinein.“ Das ist doch Hoffnung, oder?

Dann gab es noch einen Fürbitte-Teil im Gottesdienst, der mit Ausschnitten aus einem Interview mit einer Frau in Tel Aviv eingeleitet wurde. Sie erzählte, wie sie den 7. Oktober erlebt hatte, kritisierte die Regierung, erklärte, dass Israelis von Natur aus gerne diskutieren und streiten, aber in der momentanen Situation zusammen rücken und sich gegenseitig unterstützen. Auf die Frage, ob sie eine Lösung sieht, war sie sehr pessimistisch und eher hoffnungslos. Wir waren betroffen, eine Zeitzeugin aus Israel zu hören und erinnerten uns stark an unser Erleben und an die Menschen, die uns dort ans Herz gewachsen sind. Nach dem Gottesdienst sind wir mit einem Ehepaar aus der Gemeinde essen gegangen. Sie war diejenige, die die Fürbitte geleitet hatte. Sie engagiert sich für Holocaust-Überlebende, die entschädigungsberechtigt sind und konnte dadurch von vielen interessanten Menschen berichten. Wir haben lange zusammen gesessen, viel erzählt und waren dankbar für diesen schönen Austausch. Dieser Sonntag wurde zu einem weiteren Puzzleteil in unserem Erleben auf dieser wunderbaren Reise.

Sehr umständlich (weil wir den Kopf noch voll mit anderen Gedanken hatten) fuhren wir zur Jugendherberge, sammelten unsere Räder und Gepäck wieder ein, um dann den Zug zu unserem nächsten Quartier in Bingen am Rhein zu nehmen.