Nachdem wir gestern schon so früh aufgestanden waren, konnten wir das heute auch ohne Probleme. Wir hatten Frühstücks-Dienst. Eigentlich war es Luxus zu zweit, denn es waren nur drei Leute angemeldet. Aber so konnten wir uns an den Schränken und dem Herd austoben. Es war unser letzter Arbeitstag heute hier, da haben wir nochmal alles gegeben. Na ja, nicht wirklich. Es fühlte sich eher an, wie ein verlängertes Frühstück.
Unser Ausflug ging heute ein zweites Mal nach „Ein Harod“ – mein alter Kibbuz. Wir hatten zwar zwei Telefonnummern, aber die haben uns für unseren heutigen Besuch nicht weiter geholfen. So sind wir ohne große Erwartungen hingefahren.
Unsere Busfahrt war wieder der Hit. Zeitlich war klar, dass wir zu spät an der Umsteige-Station ankommen würden. Also sind wir zum nächsten zentralen Busbahnhof nach Afula weiter gefahren, um uns dann zu ärgern, weil der entsprechende Bus nämlich auch Verspätung hatte. Wir hätten ihn gekriegt. Egal, wir haben ja Zeit. Der andere Weg hat auch gepasst.
Im Kibbuz sind wir direkt zum Museum gegangen und haben Meyrav wieder getroffen.
Es gab eine neue Ausstellung, die uns eigentlich nicht gefiel, aber wir haben uns jede ein Objekt von Ziv Lachmann ausgesucht.
Viel viel besser gefiel es uns, dass Meyrav uns – als ihre Freunde – den Zugang zum Schwimmbad ermöglichte.
Es war herrlich und wir sind die Bahnen rauf und runter geschwommen. Aber es stand noch mehr für den Besuch auf dem Plan. Inzwischen hatten wir eine dritte Telefonnummer und versuchten dort Ami zu erreichen. Sie ist die Tochter von Shimon und Paula, meinen „Kibbuzeltern“. Wir konnten uns verabreden und trafen dort auch wieder Ofri an, die wir beim ersten Mal im Kibbuz getroffen hatten – und noch ein paar Enkel und Urenkel, denn Ami hatte Geburtstag und ist 83 Jahre alt geworden.
Ami sah mich und sagte: „Ich kann mich an dich erinnern. Ich kenne dein Gesicht.“ genau wie Ofri vor drei Wochen. Und dann erzählte sie uns, warum wir als Volontärinnen damals immer sonntags nachmittags bei Paula und Shimon zum Kaffee verabredet waren. 1964 unterstützte Deutschland Ägypten bei irgendwas und die Israelis waren darüber sehr verärgert. Zu der Zeit kam Martin S. aus Hannover in den Kibbuz, aber niemand wollte ihn da haben, außer Shimon. Er ließ ihn im Appartement seines Sohnes wohnen, mit der Begründung, dass Martin aus einer anderen Generation komme und keine Schuld an der Vergangenheit trage. Jeden Sonntag war Martin sein Gast. Seitdem luden Paula und Shimon alle Volontäre aus Deutschland immer sonntags zu sich ein. Martins Tochter Ute war damals mit mir zusammen im Kibbuz „Ein Harod“ und Christine, wir waren zu dritt.
Ofri brachte uns noch zu Amir, den Sohn des damaligen Busfahrers vom Kibbuz. Er sah mich und sagte, dass er mich von damals kenne. Er führte uns zum Friedhof, denn da wollten wir unbedingt hin.
Hier ruhen Paula und Shimon und natürlich noch viele andere, die ich kennen gelernt hatte, wie auch der Busfahrer.
Wir sind ohne Erwartungen hingefahren und sehr erfüllt wieder zurückgekehrt.
Die Busfahrt war ebenfalls besonders. An der Umsteige-Haltestelle haben wir schon einmal gestanden und ewig lange auf den Bus gewartet. Heute haben wir einen Bus genommen, dessen Nummer uns nicht vorgeschlagen worden war, aber der auch nach Tiberias fuhr. Nach einer Weile haben wir verstanden, warum nur die anderen Nummern angegeben waren. Dieser Bus brauchte fast doppelt so lange, aber er fuhr auch eine völlig andere Strecke, die wir bisher noch gar nicht kannten. Immer wenn Tiberias ausgeschildert war, bog er entgegengesetzt ab. Trotzdem sind wir irgendwann angekommen. Leider wurde es schon dunkel, so dass wir nicht mehr so viel von der unbekannten Gegend gesehen haben.
Sehr interessant, dieser Beitrag, liebe Monika!
Da wäre ich gerne dabei gewesen.
Liebe Grüße
Christine