Heute haben wir 92 Kilometer zurückgelegt, aber, um gleich mal alle Illusionen zu zerstören , nicht mit dem Fahrrad, sondern wieder mit dem Zug.
Da standen sie nun – unsere Fahrräder und gaben ein gutes Bild ab, während wir auf den Zug warteten, der sich um zwanzig Minuten verspätete.
Es musste schnell gehen. Wir haben das Gepäck reingeschmissen, aber dann sollten die Räder in die ganz letzte Tür, da wo der Bahnsteig quasi zu Ende und die Zugtür besonders hoch war. Aber es war alles drin und während wir die Türen schlossen, fuhr der Zug auch schon los. Es gab in einem Abteil drei freie Plätze, doch als wir sie einnehmen wollten, wurden wir gewarnt. Der eine wäre nass. Man gut! Wir benutzten zwar die beiden anderen, aber es roch leider die ganze Zeit nach Laternenpfahl ganz unten! Vielleicht wäre Fahrrad fahren doch besser gewesen. Allerdings waren wir noch nicht auf solche Berge eingestellt.
Fotos am offenen Fenster zu machen, war eine gute Alternative. Fast die ganze Strecke sahen wir die Berge und tiefe Täler. Auf einmal war Schluss damit und es wurde wieder richtig flach.
Die stinkige Zugfahrt neigte sich dem Ende zu und wir landeten in Sofia.
Gefühlt war unser Zug so, aber dieser ist nur Deko im Bahnhof, der relativ neu ist. Unser kleines Appartement war nicht weit weg vom Bahnhof und ist wieder im vierten Stock.
Wir wollten es noch mal mit einer Touristeninfo versuchen und fuhren mit den Rädern los. Es gibt tatsächlich Radwege. Allerdings sind die nicht so breit, vielleicht grad mal so wie ein Fahrrad, dafür haben sie alle paar Meter tiefliegende Gullis. Da, wo es keine Radwege gibt, ist Kopfsteinpflaster mit schönen dicken Steinen! Und einfach die Straßenseite wechseln geht auch nicht, weil Zäune dazwischen sind. Ach ja, wir wollten ja zur Touristeninfo. Die erste Adresse war schon mal nichts. Dafür stand dort eine neue katholische Kirche mit wunderschönen Fenstern.
Wir peilten die nächste Touristeninfo an. Es ging bergab und bergauf, an Parks und an der Alexander-Newski-Kathedrale, dem Wahrzeichen von Sofia vorbei.
In der Nähe der Kathedrale hingen bemalte Tücher, die haben uns wieder Mut gemacht, unser Ziel zu verfolgen. Nicht die Touristeninfo, sondern Israel!
Ganz links steht: „Shalom from Israel“
Bald hatten wir die Adresse der Touristeninfo gefunden, aber da war auch nichts. Es scheint so, als wären Radfahrer und Touristen nicht so gewollt. Dabei gibt es touristisch einiges zu sehen.
Auch ein paar Gebäude und Freunde aus sozialistischer Zeit haben wir schon erwischt.
Auf dem Weg zurück sind wir in einer Hinterhofbar gelandet und haben gemütlich zu Abend gegessen.
Die Touristeninfo müssen wir wohl aufgeben. Eine nette junge Frau guckte uns ganz ratlos an, als wir sie danach fragten. Sowas gäbe es hier nicht, meinte sie.